Probleme der Trinkwasser-Hygiene
Kontaminierte Systeme
Wird eine gebäudeinterne Kontamination festgestellt, ist der Eigentümer verpflichtet, Maßnahmen zur Wiederherstellung der erforderlichen Trinkwasserqualität zu planen und umzusetzen. Dazu sind betriebs- und/oder verfahrenstechnische Schritte notwendig, z.B. eine Desinfektion. Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen ist ebenfalls zu prüfen und eine dauerhafte Lösung während der ganzen Betriebszeit ist anzustreben.
Ursachen für kontaminierte Systeme
Die Gründe für eine mangelhafte Trinkwasserqualität sind sehr unterschiedlich, wobei auch das Alter des Leitungsnetzes nicht unbedingt eine Aussage zulässt. Gründe für eine Verkeimung sind z.B. höhere Temperaturen 15°C im Kaltwassersystem (mit verschiedenen Ursachen), dem Verbrauch unangemessen hohe Leitungsquerschnitte oder andere Installationsfehler, lange Wegstrecken, lange Stagnationsphasen , Kurzschlüsse Kaltwasser/Warmwasser, Totleitungen, nicht ausreichende thermische Desinfektion, retrograde Verkeimung oder einfach ein im Laufe der Zeit entstandener Biofilm im Warm- und Kaltwasserleitungssystem.
Biofilme
Bei Biofilmen handelt es sich um einen Ort mit einer hohen Anzahl unterschiedlicher Mikroorganismen (Bakterien, Pilze, Protozoen), die sich auf Oberflächen, die von Wasser benetzt werden (z.B. Rohren, Boilern, Armaturen), ansiedeln. Die Mikroorganismen sind dabei in einem Film aus Schleimsubstanzen, die von den Mikroorganismen produziert werden, eingelagert und so miteinander und an Oberflächen fixiert. Die Schleimsubstanzen, die bis zu 90 % des Biofilms ausmachen können, enthalten weitere gelöste und partikuläre Stoffe (z.B. Korrosionsprodukte und Kalk), die Nährstoffe für Mikroorganismen sind. Biofilme stellen somit eine potenzielle Infektionsquelle dar, da Mikroorganismen dort günstige Umgebungsbedingungen vorfinden, um sich zu vermehren. Alle Maßnahmen zur Reduzierung dieser Mikroorganismen im Trinkwasser haben deshalb nur dann dauerhaft Erfolg, wenn Biofilmentstehung und -wachstum vermindert werden. Damit wird den Mikroorganismen die Lebensgrundlage entzogen und die Trinkwasser-Hygiene kann dauerhaft verbessert werden.
Die wesentlichen Erkenntnisse aus dem BMBF-Verbundprojekt „Biofilm in der Trinkwasserinstallation“ lassen sich folgendermaßen zusammenfassen (BMBF - Bundesministerium für Bildung und Forschung): Trinkwasser ist nicht steril und soll es auch nicht sein. Die Wasserversorger liefern in der Regel, aufgrund eines geringen Nährstoffgehaltes, „stabiles“ Trinkwasser, welches den mikrobiologischen Anforderungen der Trinkwasserverordnung genügt. Dennoch kommt es immer zu einem Eintrag von Mikroorganismen in das System „Hausinstallation“. Wenn diese Bakterien in der Hausinstallation auf Nährstoffe treffen, dann können sie sich in wasserbenetzten Oberflächen anlagern und zu Bildung eines Biofilms führen.
Das Ausmaß der Biofilmbildung hängt von verschiedenen Faktoren und Einflüssen ab. So sind der biologisch verfügbare Nährstoffgehalt und die Temperatur des Wassers entscheidende Parameter. Mit zunehmendem Nährstoffgehalt und Temperatur nimmt auch der Biofilm zu. Die Biofilmintensität hängt auch von der Wahl des Rohrmaterials und dessen Alter ab. Polymere fabrikneue Werkstoffe enthalten oftmals biologisch verwertbare Additive, wie Weichmacher, Antioxidationsmittel oder Reste von Trennmitteln, die als Nährstoff-Quelle dienen. Auf fabrikneuen Werkstoffen bilden sich bereits nach ein bis zwei Wochen Biofilme, nach mehreren Wochen wird ein quasistationärer Zustand erreicht.,
Quelle: BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung)